Wyrm – Wolfgang Hohlbein

Lovecraft-Flair, Verfall und ein Finale, das sich gewaschen hat (Spoilerfrei)**

Es gibt Geschichten, die in einem bestimmten Ton erzählt sein müssen, damit sie wirken. Wyrm von Wolfgang Hohlbein gehört definitiv dazu. Schon der Klappentext klingt nach klassischem Lovecraft-Horror – und tatsächlich: Wer die Atmosphäre von Neuengland, einsamen Dörfern, schweigenden Bewohnern und einer unsichtbaren Bedrohung liebt, wird hier voll auf seine Kosten kommen.

Was mich persönlich überrascht hat:
Es ist tatsächlich mein erstes Hohlbein-Werk überhaupt.
Und ich hätte keinen besseren Einstieg finden können.

Ein Landvermesser, ein Dorf – und etwas, das nicht an die Oberfläche gehört

Die Geschichte folgt dem Ingenieur und Landvermesser Joffrey Coppelstone, der in das abgelegene Nest Maggoty geschickt wird. Schon in den ersten Minuten spürt man: Hier läuft etwas schief. Die Menschen verhalten sich seltsam, die Felder wirken wie verfaulendes Fleisch und selbst die Häuser scheinen in sich zusammenzusacken.

Diese Mischung aus sichtbarer Verwesung und unausgesprochenem Misstrauen erzeugt eine Atmosphäre, die sofort funktioniert. Das lovecrafteske Gefühl wächst von Szene zu Szene – ohne dass man erklären könnte, warum.

Hohlbein verzichtet dabei bewusst auf Nebenhandlungen oder große Ausschweifungen. Die Story bleibt gradlinig, direkt und immer auf das Ziel zusteuernd. Für manche vielleicht zu wenig komplex, für mich aber genau richtig, um die Stimmung nicht zu verlieren.

Figuren – etwas kantig, aber funktional

Ja, die Charaktere könnten hier und da etwas mehr Tiefe haben.
Aber gestört hat mich das überhaupt nicht.
Wyrm ist kein psychologischer Roman – es ist ein klassischer Horrorstoff, der auf Atmosphäre setzt.

Und was die Kritik betrifft, Coppelstone werde auf einmal zum „Superhelden“:
Ganz ehrlich?
Es ist Horror.
Wenn Bonnie Tyler „Holding out for a Hero“ im Hintergrund laufen würde, würde es fast schon passen – denn in diesen Geschichten braucht man eben jemanden, der nicht sofort wegrennt.

Schwierig, darüber zu sprechen – ohne zu viel zu verraten

Wyrm ist ein Roman, der gefährlich schnell gespoilert werden kann.
Schon kleine Hinweise würden den Sog brechen, in den man hineingezogen wird. Und genau deshalb kann ich über die zweite Hälfte kaum etwas sagen, außer:

Das Finale ist extrem spannend.
Es ist düster, intensiv und schneller, als man erwartet.
Und das Ende? Gibt Raum für eigene Interpretationen – etwas, das ich persönlich sehr mag. Nicht jede Frage muss beantwortet werden. Manchmal ist das offene Grauen stärker als jede Erklärung.

Ein Sprecher, der abliefert

Was mich wirklich überrascht hat, war Sprecher Daniel Welbat.
Ich habe zuvor kein Hörbuch von ihm gehört, aber seine Stimme passt unglaublich gut zu dieser Art Geschichte. Energisch, fesselnd, präsent – er trägt den Roman regelrecht durch die dunkelsten Ecken Maggotys.

Für mich war er eine echte Entdeckung.

Fazit

Wyrm ist klassischer Horror, der nach verrottetem Holz, altem Staub und kosmischer Bedrohung riecht.
Ein Roman, der einfach funktioniert, wenn man sich auf Atmosphäre statt Action einlässt.

Für Fans von Lovecraft, düsteren Dörfern und unheilvollen Geheimnissen ist dieses Hörbuch ein Muss.

Und für mich persönlich?
Ein überraschend intensiver Einstieg in die Welt von Wolfgang Hohlbein – einer, der sicher nicht der letzte bleiben wird.

Produziert von: Audio To Go

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