Das Grauen von Cape De Ville – Wenn der Leuchtturm ruft

Mit seiner Penny-Archer-Reihe hat mich G. S. Foster bereits überzeugt, und so war ich besonders gespannt auf sein neues Werk Das Grauen von Cape De Ville. Geschichten über einsame Leuchttürme oder ihre Wärter gehören schließlich zu den Klassikern des Horrors. Ich erwartete ein beklemmendes Kammerspiel – und bekam mehr.

Xander Ripley, Schriftsteller, mit einer Schreibblockade: Er zieht sich in einen verlassenen Leuchtturm an der Küste Neuenglands zurück, in der Hoffnung auf Ruhe und Inspiration.
Doch die Abgeschiedenheit hat ihren Preis. Zwischen Klippen, Gezeiten und menschenleerer Dunkelheit beginnt etwas, das nichts Gutes verspricht. Einsamkeit zehrt an seinem Verstand, merkwürdige Begleiterscheinungen lassen ihn zunehmend hinterfragen, ob er wirklich allein ist.
Als Xander sich in Cape De Ville umhört, stößt er auf eine alte Legende und ein Geheimnis, das so finster ist, dass es nicht nur die Vergangenheit bedroht – sondern auch sein Leben.

Die Bewohner von Cape De Ville nennen ihren Leuchtturm „Tommy“. Und Tommy ist mehr als nur eine alte Legende. „Tommy will dich, Tommy kriegt dich“ – dieser unheilvolle Reim begleitet die Geschichte wie ein drohender Schatten.

Die Ausgangssituation ist vertraut: Ein Autor zieht sich zurück, um in der Einsamkeit seinen nächsten Roman zu schreiben. Eine Idee, die schon Stephen King meisterlich eingesetzt hat – und man spürt, dass auch G. S. Foster ein Fan des „Kings“ ist. Doch was als klassische Suche nach Ruhe beginnt, entwickelt sich schnell zu einem Strudel aus Wahnsinn, Geheimnissen und uraltem Schrecken.

Tommy ist dabei nicht einfach nur ein Spuk oder eine Sagengestalt. Foster entführt den Leser in düstere, fremdartige Gefilde – etwas, das weit über die Grenzen einer klassischen Leuchtturmlegende hinausgeht. Mehr sei hier nicht verraten, außer dass es sich lohnt, sich auf dieses Grauen einzulassen.

Die Figuren sind ausreichend gezeichnet, ohne dass sich der Autor in langen Beschreibungen verliert. Vor allem Xander und Sonja wachsen einem rasch ans Herz, und man fiebert mit ihnen bis zum Ende mit. Cape De Ville selbst ist kein Ort, an dem man Urlaub machen möchte – rau, unfreundlich, abweisend – und doch übt er einen Sog aus, dem man sich kaum entziehen kann.

Als Horrorfan bin ich vieles gewohnt und lasse mich nicht leicht überraschen. Auch hier gibt es nicht das völlig Unerwartete – aber Foster gelingt eine seltene Mischung aus Bekanntem und Neuem, die genau den Nerv trifft. Die Geschichte wirkt durchdacht, Logikfehler sind mir nicht aufgefallen, und das Finale ist packend – so sehr, dass mein Horrorfan-Herz Freudensprünge machte.

Abgerundet wird das Ganze durch die hervorragende Lesung von Sebastian Waldemer, der die düstere Atmosphäre perfekt einfängt.

Mein Fazit: Wer Lovecraft schätzt oder die frühen Werke von Stephen King liebt, sollte sich Das Grauen von Cape De Ville nicht entgehen lassen. Ein atmosphärisches, düsteres Stück Horror, das den alten Leuchtturm in Cape De Ville lebendig werden lässt – und einen so schnell nicht mehr loslässt.

Erschienen im Blitz Verlag

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